Paolo Magelli
Paolo Magelli, geboren 1949 in Prato, ist ein international gefeierter Regisseur, der seine Regielaufbahn früh am Teatro Studio in Prato begann. Bald wurde er zum Mitarbeiter Giorgio Strehlers, mit dem er das italienische Theater reformierte. Ab 1974 arbeitete Magelli in Jugoslawien und wurde zu einem der kontroversesten Künstlerpersönlichkeiten des Balkans. Regelmäßig waren seine Inszenierungen auf dem internationalen avantgardistischen Theaterfestival BITEF zu sehen. Europäische Erfolge feierte Magelli mit Horváths Zur schönen Aussicht und Tschechows Möwe. Infolge eines Gastspiels mit Pirandellos Die Riesen vom Berge in Paris begann eine Künstlerfreundschaft mit Benno Besson.
In den 1980er Jahren inszenierte Magelli die Trilogie des Krieges nach seinem Lieblingsautor Euripides und nahm damit die Wirren und Widersprüche des Jugoslawien-Krieges gedanklich vorweg. Mit dem Thema Nationalismus setzte er sich 1987 in der siebenstündigen Inszenierung Nation nach Sternheims Hose, Snob, 1913 und Fossil auseinander. Ab 1989 arbeitete Magelli regelmäßig in Wuppertal, später am Staatsschauspiel Dresden (ab 2003) und am Theater Dortmund (ab 2011). Für den politischen Menschen Magelli war das Arbeiten in Kroatien zu Beginn der 1990er Jahre fast unmöglich geworden, nachdem er sich gegen das nationalistische Regime von Franjo Tuđman gestellt und diverse humanistische und oppositionelle Organisationen unterstützt hatte. Zuletzt inszenierte er 1995 mit triumphalem Erfolg Tschechows Kirschgarten im halbzerstörten Foyer des Gavella Theaters in Zagreb. Magelli zog 1996 nach Wien, inszenierte aber weltweit. Er arbeite u. a. im Jahr 2000 mit Goran Bregović sowie palästinensischen und israelischen Schauspielern in Ramallah, Akko und Haifa anlässlich des Jahrestages der Kreuzzüge, bevor die zweite Intifada begann und solches Arbeiten unmöglich wurde.
Magelli wurde 2010 zum außerordentlichen Professor an der Akademie der Darstellenden Künste der Universität Zagreb sowie zum Intendanten des Teatro Metastasio Stabile della Toscana berufen. – Koljadas Polonaise von Oginski ist seine erste Arbeit am Schauspiel Chemnitz.