Wozzeck
Oper in drei Akten von Alban Berg
Nach dem Drama „Woyzeck“ von Georg Büchner
Leipzig 1824. Der Perückenmacher Johann Christian Woyzeck wird wegen Mordes an seiner Geliebten hingerichtet. Das Urteil löst Kontroversen aus, zum einen über die Zurechnungsfähigkeit des Mörders, der an Verfolgungswahn und Halluzinationen litt, zum anderen über die Probleme einer methodischen Beweisführung in einem solchen Fall. Nur wenige Jahre später benutzte Georg Büchner diese Geschichte für ein Drama. Büchners früher Tod 1837 verhinderte allerdings die Fertigstellung. Erst 1913 erlebte Woyzeck seine Uraufführung in München und kam ein Jahr später in Wien auf die Bühne. Diese Aufführung sah der damals 29-jährige Alban Berg. Er, der bislang lediglich mit kleineren Kompositionen, Liedern und Kammermusik in Erscheinung getreten war, fühlte mit einem Schlag seine Berufung, diesen Stoff auf die Opernbühne zu bringen, auch wenn mehrere seiner Freunde und insbesondere sein Lehrer Arnold Schönberg Sprache, Inhalt und Form des Schauspiels für nicht in Musik darstellbar hielten.
Unter dem Eindruck seines eigenen Militärdienstes zeichnete Alban Berg das Unglück des einfachen Soldaten Wozzeck nach, der versucht, die ehemalige Prostituierte Marie und das gemeinsame uneheliche Kind durchzubringen, bis er Maries Untreue entdeckt und die ihm zugefügten Demütigungen durch seine Umgebung nicht mehr ertragen kann. Bergs komplexe und hochexpressive Musik ließ dieses Werk zu einem Meilenstein der Operngeschichte des 20. Jahrhunderts werden.
Regisseur Balázs Kovalik, der 2019 bereits mit seinem bildgewaltigen Chemnitzer Mefistofele überregional für Aufsehen sorgte, spürt in seiner Inszenierung der Einsamkeit der Figuren nach, jener Einsamkeit, die Menschenseelen frisst und dadurch unberechenbar werden lässt.
Corvin Kriesel **
Robert-Schumann-Philharmonie
* Mitglied des Opernstudios
** Mitglied des Kinder- und Jugendchores