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Winterreise

Ein Tanzstück von Robert Bondara zur Musik von Franz Schuberts Lieder-Zyklus „Winterreise“ op. 89
URAUFFÜHRUNG

 
 

„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus.“ – Schon der Eingangsvers des ersten Liedes aus Schuberts Zyklus Winterreise lässt den emotionalen Schwebezustand des Werks erahnen, der sich über 24 Lieder hinweg in unterschiedlichsten Schattierungen zeigt. Denn genau das sind sie: Impressionen von Schatten und Licht, die die Melancholie des rastlos Wandernden in all ihren Nuancen vor dem Zuhörer in musikalischen Reflexionen ausbreiten. Franz Schuberts feinnervige Vertonungen der Gedichte Wilhelm Müllers sind Assoziationen eines Zerrissenen, der auf der Suche nach sich selbst den Nullpunkt nicht überschreitet oder überschreiten kann. Er kreist in unaufhörlichen Bildern um Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Vergebung und Zorn, zehrende Einsamkeit und Reste menschlicher Wärme. Damit lässt Schubert bei genauer Betrachtung den identitätssuchenden Protagonisten über die Romantik hinweg bereits in die Moderne und ihre in der nicht greifbaren Menschenmasse verlorenen Individuen vorausblicken.

Die Winterreise gehört zu den wichtigsten Werken im Bereich des Liedes und der klassischen Musik überhaupt und ist regelmäßig in verschiedenen Konzertformaten zu erleben. So ist es Zeit, den Zyklus 192 Jahre nach seiner Entstehung aus der eigentlichen Aufführungspraxis im Konzertsaal zu holen und in einen ganz neuen Kontext zu bringen. Der polnische Tänzer, Choreograf, Regisseur und Pädagoge Robert Bondara greift Schuberts Winterreise für seinen gleichnamigen Ballettabend der besonderen Art auf und verleiht Dichtung und Komposition somit eine dritte Dimension. Die romantischen Lieder, welche live interpretiert werden, erfahren durch die Begegnung mit dem hochkonzentrierten, heutigen Tanz des Balletts Chemnitz eine bildstarke Übersetzung in dynamische Körperlichkeit. Bühne und Kostüme stammen aus der Feder von Hans Winkler, der bereits das 2017 mit dem Sächsischen Tanzpreis ausgezeichnete Stück Gesichter der Großstadt sowie den Publikums-Hit Das Dschungelbuch ausgestattet hat.

Der Choreograf und Regisseur Robert Bondara wird im Jahrbuch tanz 2019 als ein «Hoffnungsträger» des Jahres 2019 ausgezeichnet - er gehört zu den «Tanzakteuren mit den besten Aussichten».
https://www.der-theaterverlag.de/tanz/aktuelles-heft/artikel/hoffnungstraeger-robert-bondara/

 
 
Dauer
1 h 15 min
Spielpause
keine Pause
Einführung
30 min vor Beginn jeder Vorstellung
Altersempfehlung
ab 14 Jahren
Premiere
06.09.2019
Wiederaufnahme
23.02.2023
 

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Dresdner Neueste Nachrichten | Boris Gruhl | 14.09.2019

Das Ballett in Chemnitz zeigt Schuberts ‚Winterreise‘ als berührende Tanzstück-Uraufführung.
Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn nach dem letzten Ton nicht sofort der dröhnende Applaus in die Stille donnert. So gab es im Chemnitzer Opernhaus zur Premiere des Tanzstücks ‚Winterreise‘ in der Choreografie von Robert Bondara zu Schuberts Liederzyklus nach dem letzten Lied zunächst erstaunlich lange Momente intensiver Stille, bevor dann völlig zu Recht diese Aufführung gefeiert wurde. Überhaupt war dieser pausenlose Abend von höchster Konzentration geprägt, von einem so selten zu erlebenden, beflügelnden Dialog der Ausführenden auf der Bühne mit dem Publikum.
Mit den ersten Momenten, wenn im großen leeren Bühnenraum von Hans Winkler die bedrohlichen Wände aus Eis herunterfahren, wenn sich die Pianistin Anna Beinhauer aus dieser dunklen Bedrohung heraus bewegt, in einer grabesähnlichen Aushebung vorn an der Bühne an den Flügel kommt und man die ersten Töne vernimmt, kann man sich der hier anklingenden Intensität dieser Winterreise nicht entziehen.
In mehrfacher Spiegelung durch Tänzer der Kompanie, zunächst gar nicht von ihnen zu unterscheiden, beginnt der Bariton Andreas Beinhauer als fremder Wanderer seine Reise durch diese eisige Chemnitzer Landschaft.
Für jedes der 24 Lieder von Franz Schubert mit den so berührenden, sprachmusikalischen Texten von Wilhelm Müller findet der Sänger individuelle Facetten und Farben der Gestaltung. Dabei kann er auch bis an die Grenzen der Klangkonditionen gehen, wenn er im Sinne des Ausdrucks die Stimme fröstelnd fahl werden lässt, um darauf den aufständischen Ausbruch mit tonaler Kraft zu probieren und am Ende so fremd, wie er hier eingezogen ist, diesen Ort wieder zu verlassen.
(…)
Als Choreograf konnte der polnische Künstler Robert Bondara gewonnen werden. (…)
Weil es Bondara (…) immer wieder vermag, klassische Techniken des Balletts mit Ausdrucksformen des zeitgenössischen Tanzes in spannende Dialoge der Bewegung zu führen, dürfte dies nicht unwesentlich gewesen sein für die Verpflichtung in die sächsische Stadt der Moderne. Geht es doch auch der Chemnitzer Ballettdirektorin Sabrina Sadowska darum, gegenwärtige Energien des Tanzes mit den Kräften der Traditionen zu verbinden, was dann auch mit der bestens aufgestellten Chemnitzer Kompanie grandios gelingt.
Mit dieser Verbindung der Stile zeigt Robert Bondara auch seine spezielle Grundierung einer choreografischen Annäherung an dieses musikalische Schlüsselwerk romantischer Liedkunst. Dabei setzt die Grundidee der Doppelungen des einsamen Wanderers durch die kaum zu unterscheidenden Tänzer so entscheidende wie starke Momente. Zudem besticht die optische Kraft tänzerischer Bewegung, die es vermag, sich behauptende Menschen aus der Massiven, eisigen Kraft der Eisschollenlandschaft des Bühnenraumes hervortreten zu lassen und ihnen trotz aller dunklen Momente persönliche Leuchtkraft des inneren Widerstandes zu verleihen.
Je stärker allerdings die Abstraktion der bewegten Bilder durch die Tänzer ist, immer auch im bewegten Dialog mit dem Sänger, umso stärker ist auch die assoziative Kraft der Choreografien. Ihre abstrakten Bilder des Tanzes haben jene wesentliche Kraft des Ausdrucks, die Gedanken der Zuschauer in die Erinnerungen eigener Erfahrungen des Fremdseins und damit verbundener Empfindungen seelischer Kälte zu führen.
(…) Natürlich bewundert man die anspruchsvollen Leistungen der Tänzerinnen (…).
Wesentlich stärker beunruhigen tänzerische Bilder unerfüllter sehnsüchte mit den mehrfach angedeuteten Versuchen jeweils einer Tänzerin und eines Tänzers, sich in Momenten aus der Kunst des Pas de deux einander der haltenden und schützenden Kraft zu versichern.
(…)
Und dann (…) lässt Andreas Beinhauer in gefrierendem Pianissimo und dennoch im Zeichen nicht gänzlich erloschener Hoffnung, mit der Kunst des Legato diese Winterreise ausklingen. Ein Ausklang mit langem Nachklang im Zusammenklang der Töne und der Bilder.

Freie Presse | Reinhard Oldeweme | 09.09.2020

Voller Energie und tiefsitzender Emotionen
Mit der Uraufführung der ‚Winterreise‘ steht fest: Aus Chemnitz sind weitere Impulse zur Belebung der Tanzwelt zu erwarten.
Seine choreografische Handschrift ist eine eindeutige; nicht innovativ oder avantgardistisch, aber in der Wahl der tänzerischen Umsetzungen prägnant und authentisch im ständigen Wechsel von Gefühlen. Mit der Uraufführung seiner Inszenierung von ‚Wintereise‘ im Opernhaus Chemnitz hat Robert Bondara zwei Dinge bewiesen: Zum einen sollte die Tanzwelt seine Karriere genau beobachten, denn von ihm können noch wichtige kreative Impulse erwartet werden. Zum anderen ist Chemnitz mit der Verpflichtung des Polen weiter auf dem Weg, sich in der Szene des modernen Tanzes einen Namen zu machen.
Stilistisch vertraut Bondara auf das unerschöpfliche Potenzial der Schnittmenge von klassischem Tanz und moderner Expressivität, die allein aus der impulsiven Bewegung heraus ihren Ausdruck sucht und weder mimische noch theatralische Einschränkungen kennt. Bei den Männern setzt er mehr auf eine aggressive Wirkung, die trotzdem eine Verletzbarkeit suggeriert, und bei den Frauen auf eine melancholische Introvertiertheit, die auch mal elegant und grazil rüberkommen darf. Die 13 Tänzerinnen und Tänzer der Chemnitzer Company setzen seine Vorgaben ausnahmslos auf technisch hohem Niveau um, scheinen sich mitunter zu verausgaben bei dem Versuch, auch den minimalsten emotionalen Grenzbereich ausloten zu wollen.
Die 24 Lieder des Zyklus ‚Winterreise‘ von Franz Schubert lassen sich zwar auch wegen ihrer metrischen und melodischen Intensität als Impulsgeber fürs Tanzen interpretieren - aber das ist nicht das kreative Moment, das Bondara aus ihnen schöpft und in energiegeladene Bilder umsetzt: Vielmehr sucht und findet er mit ausgeprägtem Gespür für den emotionalen Tiefgang der inneren Konflikte, die der von Liebesleid geplagte Wanderer mit sich selbst auszutragen hat, das zwar verklärende, aber durchaus reale Grundempfinden eines jeden Liedes. Beeindruckend ist, wie der Choreograf dabei Räume quasi auslotet in dem Sinne, Grenzen erst zu erkennen und dann zu sprengen. Das von Hans Winkler entworfene Bühnenbild liefert ihm mit dem schwarz-weißen Charme einer Bruchsteinmauer entlang eines Friedhofs für Untote einen nie plakativen, aber immer überzeugenden, vor allem aber keinen einengenden Rahmen.
Musikalisch dürfen die Freunde des romantischen Liedes bei der Premiere von ‚Winterreise‘ auf Wolke sieben schweben. Denn Andreas Beinhauer wandert nicht nur tatsächlich ebenso theatralisch wie empfindsam durch das getanzte Geschehen, sondern interpretiert jedes der 24 Lieder mit dem Wissen um die expressive Kernaussage; bei lyrischen Passagen ist es bei dem Bariton ein inniges Eintauchen in die Welt der tief sitzenden Bauchgefühle, während er aufwallende und getriebene Passagen mit der nicht ausgereizten, sondern der richtigen Dosis an Dramatik singt. Für seine Ehefrau Anna Beinhauer am Flügel gilt dies: Mit einem größeren Engagement für die nicht weniger programmatische Tiefe der Begleitung dürften sich Schuberts Lieder kaum interpretieren lassen; die Pianistin brilliert technisch auf höchstem Niveau, ohne die Virtuosität in den Vordergrund zu stellen, während jedes auch noch so kleine Motiv ihre Aufmerksamkeit verlangt und bekommt.

 

Morgenpost Chemnitz | Victoria Winkel | 09.09.2019

Spitzentanz voller Gefühl
Was für ein grandioser Auftakt in die neue Theatersaison! Das Tanzstück ‚Winterreise‘ feierte im Chemnitzer Opernhaus Uraufführung und sorgte für einen Begeisterungssturm.
(…) Bei der ‚Winterreise‘ darf man keinen einfachen Ballettabend erwarten, denn man bekommt viel mehr: In poetischen, kraftvollen, aber auch kalten Bildern zeigt das Ballettensemble, allen voran Raul Arcangelo, Yester Mulens Garcia und Soo-Mi Oh, das ganze Spektrum an Gefühlen. Choreograf Robert Bondara gelingt es, eine Brücke zu schlagen zwischen klassischen Ballettelementen, wie dem Spitzentanz, und dem Tanz der Moderne.
Für die musikalischen Höhepunkte sorgen Anna und Andreas Beinhauer. Sie am Klavier, er mit seinem samtigen Bariton. Gemeinsam erweckten sie die Lieder von Franz Schubert zum Leben. Am Ende hielt es die Zuschauer nicht mehr auf den Plätzen, es gab einen Beifallssturm und Standing Ovations.
(…)
 

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