Wellen. Flimmern
Dreiteiliger Ballettabend von Martin Harriague, Andonis Foniadakis und Erion Kruja
How The Body Works The Dark
von Martin Harriague (Uraufführung)
Choreografie und Inszenierung: Martin Harriague
Bühne und Kostüme: Hans Winkler
Musik: Frederic Chopin, Nils Frahm, Patxi Amulet, Ólafur Arnalds, Alice Sara Ott
Text und Stimme: Derek C.Brown
Rifts / Risse
von Andonis Foniadakis (Uraufführung)
Choreografie und Inszenierung: Andonis Foniadakis
Bühne und Kostüme: Hans Winkler
Musik: Julien Tarride, Meredith Monk: „Last Song”
The Perfect Land 3022
von Erion Kruja (Uraufführung)
Choreografie, Inszenierung: Erion Kruja
Kostüme: Hans Winkler
Musik: Erion Kruja, The Moonglows
Klimawandel, Ungleichheit, Ausgrenzung, Überbevölkerung, Pandemien, künstliche Intelligenz: Die Menschheit steht vor grundlegenden Fragen. Der Tanz bietet in seinem Zurückgeworfensein auf die Ausdruckskraft des Körpers das beste Instrument zur Reflektion von Gefühlen, Stimmungen und der Zerbrechlichkeit unseres Seins. Bei aller Unterschiedlichkeit ihrer choreografischen und inhaltlichen Ansätze vereint die drei Arbeiten ihre Beschäftigung mit dem Individuum in einer unruhigen Zeit voller Veränderungen und dem Verlust von Sicherheit und Nähe.
Während Martin Harriague sich auf die Spuren des Vergangenen, des Verdrängten und Verschütteten in unsere Innenwelten begibt, interessiert Andonis Foniadakis das Hier und Jetzt. Erion Kruja wiederum wendet sich dem Unbekannten und Zukünftigen zu.
Ein Ereignis in einem schwedischen Kupferbergwerk regte den deutschen Romantiker E.T.A. Hoffmann an, diesen Stoff im Jahr 1819 in seine Novelle „Die Bergwerke von Falun“ zu verwandeln. Hoffmann betont die Bedrohlichkeit des Bergwerks als gefährlichen und geheimnisvollen Ort, gleichzeitig reizt ihn das Spiel mit Realität, Traum, Fantasie und Melancholie. Hier setzt die Choreografie „How The Body Works The Dark“ von Martin Harriague an: Nicht das Nacherzählen einer literarischen Vorlage mit tänzerischen Mitteln interessiert ihn, sondern die metaphysische Dimension, der Bereich des Unbewussten.
Es gibt kein Morgen, nur das Hier und Jetzt in „Rifts / Risse“ von Andonis Foniadakis. Der Choreograf erlaubt seinen Tänzer:innen keinen Moment des Versteckens hinter der schönen Form einer Bewegung, einer Pose oder eleganten Schrittfolge, dafür ist hier keine Zeit. Er will Menschen auf der Bühne zeigen: authentisch, ehrlich, nahbar und verletzlich. Die Verletzungen, Häutungen, die Risse sind hier die elementare Kraft, sie treiben diese menschlichen Wesen aufeinander zu, doch ist ihre Gemeinschaft nicht beständig, sondern wird immer wieder auseinandergetrieben.
Erion Kruja zeigt uns zu Beginn seiner Choreografie „The Perfect Land 3022“ den stetigen Aufbruch, das Drängen nach Vorwärts und zu Neuem. Verschwommen und wie im Nebel marschiert eine Gruppe auf uns zu wie in Trance. Aber was sind es? Wesen, Roboter, Androiden? Die Gruppe transformiert sich, aus Gestalten werden Individuen, fast archaisch mutet die Gruppe nun an. Kruja kreiert magische Momente im Spannungsfeld zwischen mechanischen und archaischen Bewegungen, führt uns vom gleichgeschalteten Kollektiv zu immer individuelleren Gruppenbildern. Das Schlussbild verdichtet sich zu einer Vision vom gemeinschaftlichen Aufbruch – vielleicht in ein neues Paradies.
Sandra Ehrensperger
Valeria Gambino
Emily Grieshaber
Savanna Haberland
Cara Hopkins
Soo-Mi Oh
Livía Pinheiro
Rebekka Hvalsøe Holst
Raul Arcangelo
Benjamin Kirkman
Emilijus Miliauskas
Roberto Calabrese
Alejandro Guindo Martín
David Janik
Kirill Kornilov
Dan Ozeri
Sascha Paar
Daniele Sessa
Stimmen
Rasender Tanz ins Jahr 3022
Katharina Leuoth | Freie Presse 10.10.2022
Energie hoch drei
Jenny Zichner | Deutsche Bühne | 08.10.2022
Wirklich mutig!
Boris Michael Gruhl | tanznetz.de | 10.10.2022