Tristan und Isolde
Handlung in drei Aufzügen von Richard Wagner
Sie gelten als das große Paar der Oper schlechthin – Tristan und Isolde. Ihr grenzenloses Sehnen, in „höchster Liebeslust“ eins zu werden, sprengt jegliche Ordnung. Ihre alles überstrahlende Liebe lässt Macht und Gesetz, Freundschaft, ja selbst die eigene Person verblassen. Ihr unbedingtes Verlangen nach Erfüllung treibt die beiden an, sich von allen Bindungen an die Welt und die Menschen zu lösen. Ihrem Ideal folgend, wählen sie den Liebestod, den Übergang in ein „Wunderreich der Nacht“. Doch ist damit das Geheimnis dieses Paares schon ausgeschöpft? Was steckt noch in dem unscheinbaren Wörtchen „und“, das beider Namen verknüpft? Woher rührt ihre Lust an Untergang und Selbstauflösung wirklich? Es scheint, dass es nicht zuletzt seelische Verwundungen sind, die die tiefgehende Verbindung zwischen Tristan und Isolde ausmachen. Der Gedanke des Liebestodes tritt auf in einer mit Konflikten beladenen, paradoxen Beziehung, in der Täter- und Opferrollen einander überlagern. Was bedeutet hier Erlösung? Etwa dass die Titelfiguren sich durch ihren Tod vom Leiden an der Welt befreien? Oder dass ihre radikale Abkehr vom Leben die herrschende Realität prinzipiell infrage stellt?
Tristan und Isolde spiegelt Wagners revolutionäres, keineswegs widerspruchsfreies Denken, das Politik, Kunst und Individualität miteinander vereint, wider wie kein zweites Werk. An der Uraufführung 1865 schieden sich die Geister. Clara Schumann empfand das Musikdrama als obszön und widerwärtig. Der Dichter Charles Baudelaire liebte dessen berauschende Wirkung. Dank Tristan-Akkord, unendlicher Melodie und harmonische Grenzen ausweitender Chromatik avancierte das Werk zu einem Meilenstein der Musikgeschichte. Vor allem aber erreichte Wagner eine bis dahin nie dagewesene Intensität musikalischen Gefühlsausdrucks. Bis heute ist dessen faszinierende und zugleich irritierende Kraft spürbar.
Regisseurin Elisabeth Stöppler, deren Chemnitzer Inszenierung der Götterdämmerung 2019 mit dem Theaterpreis DER FAUST ausgezeichnet wurde, setzt Wagners Traum vom Wunderreich der Nacht ganz bewusst eine Ästhetik des Realismus entgegen und erzeugt so ein Spannungsfeld. Ihre zeitgenössische Interpretation sucht die Motive für Isoldes und Tristans Handeln in konkreten Beziehungskonstellationen und in einer Vorgeschichte, die beide prägt.
Stimmen
Psychologische Ausdeutung von Wagners „Tristan und Isolde“ in Chemnitz
Michael Ernst | MDR KLASSIK | 25.10.2021
Wagner-Eldorado Chemnitz
Roland H. Dippel | www.concerti.de | 24.10.2021
Knallharte Liebesnacht
Monika Beer | www.rwv-bamberg.de | 30.10. 2021
Weg mit dem Mythos
Andreas H. Hölscher | www.o-ton.online | 04.11.2021