Traum eines lächerlichen Menschen
Fantastische Erzählung von Fjodor Dostojewski
Übersetzung und Bearbeitung von Gerda Zschiedrich
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen! So hat er es beschlossen und so geht er durch eine Welt, die ihn längst nicht mehr interessiert. „Ich bin ein lächerlicher Mensch“, so resümiert er, die Welt ein lächerlicher Ort, bevölkert von lächerlichen Menschen. Seit zwei Jahren plant er seinen Freitod – nun ist es soweit. In dieser Nacht soll es passieren. Doch wie aus dem Nichts taucht ein kleines Mädchen auf, das seine Hilfe braucht. Obwohl er ihr die Hilfe verweigert und sie auf der Straße zurücklässt, regt sich plötzlich ein längst verloren geglaubtes Gefühl in ihm: Er empfindet Mitleid mit dem Kind. Und anstatt sich in dieser Nacht das kalte Herz wegzuschießen, fällt er in einen tiefen Traum. In diesem reist er auf einen erdengleichen Planeten und trifft dort auf eine Gesellschaft, von der er vorbehaltlos aufgenommen wird. Freundlichkeit, Güte und Gelassenheit prägen diese strahlende und von Liebe erfüllte Gemeinschaft – ein Paradies. Doch der Sündenfall naht, ganz unmerklich verändert sich die Gemeinschaft. Ein Virus hat sich eingeschlichen und auf einmal ist nichts mehr so, wie es einmal war.
Dostojewskis 1877 entstandene fantastische Erzählung beschreibt gleich einer Parabel die Absurdität und Widersprüchlichkeit unseres Weltzustandes. Der Mensch auf dem Prüfstand: Wie wollen wir leben? Können wir uns erneuern und als Weltgemeinschaft neu konstituieren? Dem lächerlichen Menschen in unserer Geschichte werden die Augen für das Wesentliche geöffnet – uns vielleicht auch?
Stimmen
Freie Presse | Sarah Hofmann | 20.10.2020
Radio UniCC | Luisa Neuenfeld | 19.10.2020