The Silent
Ein Abend mit Songs von Leonard Cohen
URAUFFÜHRUNG
Vom Vater hatte er das untrügliche Gespür für Anzüge geerbt, von der Mutter neben dem Gefühl unerschütterlicher Liebe eine Neigung zur Depression. Leonard Cohen wurde am 21. September 1934 geboren und wuchs in den geordneten Verhältnissen eines wohlhabenden jüdischen Elternhauses in Montreal auf. Mit vierzehn beschäftigte er sich intensiv mit Hypnose, um zum ersten Mal eine Frau nackt zu sehen. Mit ähnlicher Energie verfolgte er das Ziel, Schriftsteller zu werden. Cohen studierte Englische Literatur an der McGill University Montreal, umgab sich mit Dichtern wie Irving Layton, brachte 1956 seinen ersten Gedichtband Let Us Compare Mythologies heraus und wurde über Montreal hinaus bekannt. Er versuchte dann sein Glück in New York, kehrte zurück, schrieb wie ein Besessener, etablierte die Four Penny Art Gallery und trug seine Gedichte zu Jazzmusik vor. Aber die Unruhe der Wanderjahre blieb, nicht nur auf seinen nächtlichen Streifzügen durch die Straßen Montreals. Es zog ihn nach London, wo ihm seine Wirtin Mrs. Pullman täglich drei Romanseiten abforderte, und weiter auf die griechische Insel Hydra. Dort waren die Tage am Meer bestimmt vom Schreiben und Baden, von spiritueller Suche und der Libertinage sexueller Revolution. Auf der Insel lernte er auch seine wohl bedeutendste Muse, Marianne Ihlen, kennen. Dennoch zog es ihn weiter. Nach Havanna, wo ihn seine Mutter 1961 während der Kuba-Krise rettete, und wieder nach New York. Schließlich legte er 1967 sein erstes Album Songs of Leonard Cohen vor – mit jenem Sound, der bis heute nachhallt.
Der 2016 verstorbene Meister sehnsuchtsvoller Melancholie konnte mit seinen Versen und seiner Stimme direkt in die Seele singen. Viel war und ist von ihm zu lernen: an Empathie und Respekt, an Gespür für die Schönheit und die Tragik des Lebens.