Schumann
Mit Solist:innen und dem MDR-Rundfunkchor
Konsequent vermied Robert Schumann bei seinem ersten Oratorium ebendiese Gattungsbezeichnung. Zu sehr war ihm der Begriff mit dem religiösen Kontext verknüpft. Das Paradies und die Peri nannte er schlicht „Dichtung“ und zielte darauf, ein neues Genre zu begründen, „nicht für den Betsaal, sondern für heitere Menschen“. Der Geschichte von der Peri, einer geflügelten Figur aus der persischen Mythologie, begegnete der Komponist durch seinen Freund Emil Flechsig. Sie stammt aus dem Versepos Lalla Rookh von dem Iren Thomas Moore, welches Flechsig neu übersetzte. Die Titelheldin begehrt Einlass in das Paradies, der ihr aufgrund einer ererbten Schuld jedoch verwehrt wird. Erst wenn sie das Kostbarste auf Erden findet, darf sie eingelassen werden. Nach einer Reihe von Prüfungen ist es die Erkenntnis der reinen Unschuld eines Kindes, die ihr Erlösung bringt. Schumann überzeugte die poetische Kraft der Erzählung, die in seinen Augen „wie für Musik geschrieben“ war: „Die Idee des Ganzen ist so dichterisch, so rein, dass es mich ganz begeisterte.“
Mit dem Ansatz eines weltlichen Oratoriums beschreitet Schumann auch stilistisch Neuland. Er verwendet weitestgehend einen lyrisch-liedhaften Duktus und überwindet damit die Gegenüberstellung von Rezitativ und Arioso. Der koloraturlose, oft eingängige Gesang trug im 19. Jahrhundert ebenso zur großen Popularität des Werkes bei wie die exotischen Schauplätze der Handlung in Indien, Ägypten und Syrien. Seinerzeit als weltliches Erbauungswerk konzipiert, wurde Das Paradies und die Peri von den Nationalsozialisten zur Heroisierung des Opfertodes missbraucht. Erst in den letzten Jahren kommt es wieder zu Aufführungen. Es scheint, als habe die romantische Erlösungssehnsucht, die aus dem Oratorium spricht, angesichts der großen Widersprüche einer heutigen Lebenswirklichkeit wieder an Anziehungskraft gewonnen.
Robert Schumann
Das Paradies und die Peri
Oratorium für Solostimmen, Chor und Orchester op. 50
basierend auf einer Dichtung aus Lalla Rookh von Thomas Moore
Marie Hänsel (Sopran)
Sylvia Rena Ziegler (Mezzosopran)
Bettina Ranch (Alt)
Jörg Dürrmüller (Tenor)
Zoltán Nagy (Bariton)
Alexander Kiechle (Bass)