Schumann | Bruckner
Mit dem Solisten Javier Perianes
Alles beginnt mit einem Hornmotiv über Streichertremolo und einem Quintsprung, der den gesamten Kopfsatz der vierten Sinfonie prägen wird. Anton Bruckner baut von hier ausgehend ungeheuer spannungsvolle Klangszenerien auf, die er gewaltig kulminieren oder überraschend abebben lässt; aus gediegener Schlichtheit entsteht überwältigende Komplexität. Von Vogelgesang, Jagdsignalen und Mittelalter war im Zusammenhang mit der „Romantischen“ immer wieder die Rede. Ihr pastoraler Grundzug ist unverkennbar. Ihre eigentliche Kraft, ihren „romantischen Wesenskern“ entfaltet sie jedoch jenseits programmatischer Zuschreibungen: Innige Sentimentalität, überbordendes Temperament, entfesselte Gewalt ergeben sich aus einem organischen Prozess, der mitreißt. Nicht zufällig ist die Vierte neben der Siebten Bruckners beliebteste Sinfonie.
Im ersten Teil des Abends, der sich ganz dem romantischen Ausdruck verschrieben hat, erklingt das für Viele schönste Klavierkonzert überhaupt: Robert Schumanns Opus 54 in a-Moll. Hätte er für dessen ersten Satz, damals unter dem Titel „Phantasie“, einen Verleger gefunden, wäre das später so populäre Konzert wohl nie entstanden. So komplettierte er den monothematischen Kopfsatz 1845, vier Jahre nach dessen Entstehung, um ein Intermezzo und ein Finale. Die klassische Form jedoch ist mehr eine äußere Hülle für eine Folge poetischer Episoden, welche auf vielfache Weise auf Schumanns Ehefrau Clara, die Solistin der Uraufführung in Dresden, anspielen: etwa durch die Tonfolge C – H – A – A (Chiara) oder thematische Bezüge zu Claras Klavierkonzert a-Moll op. 7. Der Solist des Abends, Javier Perianes, ist einer der gefragtesten Konzertpianisten Spaniens. Er musiziert mit einigen der weltweit bekanntesten Dirigenten und Orchestern.
Robert Schumann
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 4 Es-Dur Romantische