Rummelplatz
Nach einem Roman von Werner Bräunig
Musik von Ludger Vollmer, Libretto von Jenny Erpenbeck
URAUFFÜHRUNG
Nachts auf dem Rummelplatz brechen die Sehnsüchte auf. Im Budenamüsement entfliehen Wismut-Malocher Tristesse und Knochenarbeit. Die Überschlagschaukel steht am höchsten Punkt, und die Welt Kopf: Wo soll man hin mit sich, im Nachkriegs-Ostdeutschland? Krieg und Faschismus stecken den Menschen in den Gliedern, materielle Not bestimmt ihren Alltag, ein autoritäres Regime will sie vereinnahmen. Träume haben sie trotzdem.
Werner Bräunigs Protagonist:innen suchen einen Platz in der Welt, geraten in Verantwortung, entwickeln sich fort und kommen doch nicht los von sich selbst. Durch seinen ungeschminkten Realismus geriet Autor Werner Bräunig ins Visier des SED-Regimes. Er zerbrach daran, doch seine große Frage bleibt: Wie werden Menschen zu Gestaltenden von Gesellschaft?
Im Auftrag der Oper Chemnitz adaptierten Ludger Vollmer (Komposition) und Jenny Erpenbeck (Libretto) den Roman Rummelplatz erstmals für die Opernbühnet. Die Uraufführung wurde begleitet von einer partizipativen Schreibwerkstatt und einer Konferenz, die den Bogen von der Zeitgeschichte bis ins Kulturhauptstadtjahr 2025 schlägt. Nach wie vor ist im Anschluss an ausgewewählte Rummelplatz-Vorstellungen die Diskussionsreihe Gedankenkarussell im Angebot.
Ein Projekt im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.
Maximilian Otto (19.10. / 30.10. / 28.11.2025 / 18.01.2026)
Xinmeng Liu (19.10.2025 / 18.01.2026)
Elisabeth Dopheide (03.10. / 11.10. / 19.10. / 28.11.2025 / 15.02.2026)
Musiktheaterstatisterie der Theater Chemnitz
Robert-Schumann-Philharmonie
Stimmen
Dieser Roman war Honecker zu radioaktiv – nun gibt es ihn sogar als Oper
Manuel Brug | Welt | 22.09.2025
Als wichtigster musikalischer Kulturstadt-Beitrag wurde das Buch […] zum neuerlich packenden Musiktheater. Das poetisch überhöhte, Werner Bräunigs Vorlage klug zusammenfassende Libretto hat Jenny Erpenbeck verfertigt. Die atmosphärische Musik komponierte der polystilistisch […] versierte Ludger Vollmer. […] [Ihm] gelingt ein sich verdichteter Strudel aus Musical und Avantgarde, Märschen, Hymnen und Volkslied-Zitaten, aber auch bittersüßen Melodien, die von Sehnsucht und Hoffnung künden, um an der DDR-Realität zu zerschellen. Da mischen sich Schostakowitsch und Schönberg, Bach und Britten, immer gut verständlich, auch mit von Musik untermalten Sprechpassagen. Schon in der Generalprobe dirigiert das Chemnitz’ neuer Generalmusikdirektor Benjamin Reiners mit Verve, Akkuratesse und packender Rhythmik so maschinenhaft wie melancholisch. […] Regisseur Frank Hilbrich[…] konterkariert diese abschnurrende Partitur durch dauerhafte Zeitlupenaktion, die, verlangsamt und intensiviert, dem Geschehen gleichzeitig etwas antinaturalistisch Stilisiertes, Holzschnitthaftes gibt. […] „Wir machen Erz – das Erz macht uns“, bleibt als ernüchterndes Fazit einer stimmigen Post-DDR-Volksoper, der man sich viele Zuschauer und Neuinszenierungen wünscht.
Mehr als eine Bergbau-Oper
Ulrike Kolter | Die Deutsche Bühne | 21.09.2025
Die Opern-Uraufführung […] wird in der Regie von Frank Hilbrich zu einer Sternstunde zeitgenössischen, relevanten Musiktheaters. […] Dass mit Ludger Vollmer einer der meistgespielten zeitgenössischen Komponisten gewonnen werden konnte, passt hervorragend […] seine abfließenden Ganztonleitern und hektischen Triolen [sind] Ohrwurm-tauglich. […] Countertenor Etienne Walch ist diese Rolle [Christian Kleinschmidt] vom Komponisten wahrlich in die Kehle geschrieben. Mit wunderbar ariosen Momenten gibt er den Schöngeist mit Nickelbrille, ganz im Kontrast zu seinen robusten Kumpeln. Auch das übrige, großbesetzte Ensemble überzeugt rundum: Thomas Essl, ein Sängerdarsteller von Format mit kraftvollem Bariton als Kleinschmidts Freund Peter Loose; Jaco Venter, der die extremen Tonsprünge in der Partie des Hermann Fischer scheinbar mühelos bewältigt, Marlen Bieber als liebenswürdige Ingrid und Menna Cazel als Ruth Fischer. […] Benjamin Reiners, neuer Generalmusikdirektor am Haus, wird zurecht schon zur Pause mit Bravi gefeiert und führt die Robert-Schumann-Philharmonie geradezu tollkühn durch die rhythmisch anspruchsvolle Partitur. […] Minutenlanger Jubel für ein bedrückendes Gesamtkunstwerk, das keineswegs nur historisches Zeitzeugnis einer Region ist.
Suff und Schaukel
Michael Ernst | FAZ | 22.09.2025
Mit diesem musiktheatralischen Höhepunkt zum Kulturhauptstadtjahr bleibt die Stadt ihrer Region und Vergangenheit verpflichtet. […]. Vollmer ließ sich durch das […] Libretto von Jenny Erpenbeck, […] zu einer Partitur anregen, die einem stilistischen Kaleidoskop gleichkommt. Seine Musik ist so süffig wie zitatenreich, er fürchtet weder eingängige Tonalität noch Opulenz und Kontrast im Orchesterklang, beherrscht aber auch Reduktion sowie Konzentration auf wenige Töne solistischer Stimmen. Die Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz hat keine Schwierigkeiten mit derart schroff changierendem Wechsel, Generalmusikdirektor Benjamin Reiners […] koordinierte den Klangkörper umsichtig mit leichter Hand und strengem Blick. […]. Regisseur Frank Hilbrich bremst jegliche betriebsame Hektik aus, indem er das […] Ensemble fast durchweg in Slow Motion agieren lässt. […] Das Figurenpaar Peter Loose und Christian Kleinschmidt, […]ist trefflich besetzt: Der mit allen Wassern gewaschene Loose wird von Thomas Essl mit souveränem Bariton umgesetzt, der Intellektuellensohn Kleinschmidt, […] vom faszinierenden Counter Etienne Walch als Fremdkörper in dieser brachialen Welt verkörpert. Beide finden in der Kellnerin Ingrid sowie in der selbstbewusst revolutionären Ruth adäquate Partnerinnen, denen Marlen Bieber mit vorzüglichem Mezzo und Menna Cazel mit extremen Höhen Ausdruck verleihen. Jaco Venter ist mit sonorer Präsenz als tragisch endender Vorarbeiter Hermann Fischer eine Idealbesetzung […].
Bestäubter Erfolg
Gerald Felber | Opernwelt | 27.10.2025
Nicht individuelle Charaktere und ihre Entwicklungen […] stehen im Mittelpunkt, sondern das stimmungsdichte atmosphärische Ausloten existenzieller Grenzsituationen. Wobei hier die Mitwirkung der sich ergänzenden Szenengestalter wichtig wird: Volker Thieles fast durchweg dämmrige Räume, illuminiert allenfalls von mageren Kneipen-, Rummelplatz oder Tanzbühnenlichtern und dem geheimnisvoll-bedrohlichen Leuchten der Erzgänge, gegen Gabriele Rupprechts oft grell auftragende Kostüme. […] Großartig, mit welch expressiver Dichte sich die Robert-Schumann-Philharmonie und ihr neuer Chef Benjamin Reiners der Partitur widmen; sehr gut, wie der auch szenisch komplex geforderte Chor (Einstudierung: Stefan Bilz) den schwermassigen Regiegang dennoch lebendig ausfüllt. […] Vollmers minimalistisch verknappte, vor allem aus ihren rhythmischen Konstellationen entwickelte Patterns, seine kahlversprödeten Farbspektren und nicht zuletzt manche mit Geschick gefügten polyphonen Schichtungen erfordern eine spezifische, augenblicksgenaue und unermüdbare Aufmerksamkeit. An diesem Abend ist sie rundum gegeben.
Musiktheater „Rummelplatz“ in Chemnitz – Wann beginnt das Morgen?
Judith von Sternburg | Frankfurter Rundschau | 05.10.2025
[Es] entstand eine Inszenierung von Frank Hilbrich, die sich einen klugen, plausiblen Weg zwischen Realismus und Kunst bahnt, genau die Tonlagen, zwischen denen sich auch Bräunig virtuos bewegt. Hier passt alles und ist spannend und ungemütlich, aber doch auch Leben, das gelebt worden ist. Vollmers wirkungsvolle Musik kann mit großem Chor, großem Ensemble und mit veritabler Orchesterbesetzung […] Vollmer ist eng und sinnlich am Text und zugleich an der Operntradition, wenn etwa ein kommentierendes Damentrio mitmischt. Die angerauten Zitate sind effektvoll und von Benjamin Reiners auch so dirigiert, die DDR Folklore angeschrägt, die Tanz- und Unterhaltungsmusiken exakt, aggressiv, unruhig. Das Durchrhythmisierte sorgt dafür, dass auch ein nicht so opernerfahrenes Publikum nicht in Klangflächen untergeht. Will man wieder hören.
Hört mal, wer da bohrt und hämmert
Wolfgang Höbel | Spiegel | 21.09.2025
Die Uraufführung der ´Rummelplatz´-Oper ist einer der wichtigen Events im Festprogramm […] Es wird hinreißend gesungen, mit Spitzhacken geklopft und mit Presslufthämmern in Felswänden gebohrt auf der grandios düsteren Bühne des Bühnenbildners Volker Thiele. Der Regisseur Frank Hilbrich lässt seine Heldinnen und Helden oft wie in einem Zombiefilm zeitlupenhaft voran taumeln, was eine sanfte Komik erzeugt und jedenfalls jeden Realismus bekämpft. […] Das Pathos, mit dem hier gegen die Engstirnigkeit von ideologischen Einpeitschern, groteske Arbeitsnormen und die Katastrophenlogik des Kalten Kriegs agitiert wird, wird schön konterkariert durch den Einsatz der Ironie in Vollmers Musik. […]
Wir machen das Erz, das Erz macht uns
Michael Bartsch | nachtkritik.de | 21.09.2025
Autorin Jenny Erpenbeck und Komponist Ludger Vollmer haben daraus eine Oper gemacht – und einen Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahrs geschaffen. […] Die Stimmung stimmt! Beginnend mit einem nebelgrauen bis in den Schnürboden hochreichenden düsteren Bühnenraum, mit Mustern wie von Erzadern durchzogen. Taghell wird es nie. […] Bestimmend für die Stimmung wirkt die suggestive, szenisch genau zugeschnittene Komposition von Ludger Vollmer. Vollmer arbeitet […] mit Leitmotiven, schwingt sich dabei mit viel auf- und absteigender Chromatik und Kaskaden von herausfordernden Intervallsprüngen zu Höhepunkten auf. Und illustriert ebenso sanft die Intimitäten und Verletzbarkeiten. […] Sein vom Pionierchor angestimmtes langes Zitat des Loreley-Liedes "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" gerät im zweiten Teil zusammen mit einer klugen Massenregie zum diskursiven Höhepunkt. […] Vollmer bleibt zeitgenössisch, ohne das Publikum zu überfordern. Der Schumann-Philharmonie, insbesondere den hohen Streichern, mutet er technisch freilich artistische Läufe, manchmal Minimal-Music-Wiederholungen zu, bis auf winzige Asynchronitäten bewundernswert gemeistert. Woran das über jedes Fitnessstudio hinausgehende sportlich-intensive Dirigat von Benjamin Reiners entscheidenden Anteil hat.
"Rummelplatz": Oper geht auch mit Presslufthammer
Peter Jungblut | BR | 21.09.2025
Eine ganz erstaunliche Uraufführung, dank des ungewöhnlichen Themas und der ungemein poetischen Regie von Frank Hilbrich. Er zeigt den Untergang der DDR in Zeitlupe. Bestürzend, wie der ausgelassene Überschlag in der Schiffsschaukel auf dem titelgebenden Rummelplatz zum Sinnbild der Freiheit wird, die in der DDR nicht erwünscht war. […]. Dirigent Benjamin Reiners ließ den "Glutkern", den Komponist Ludger Vollmer beschwört, immer wieder so hell auflodern, dass es eine Freude war, diesem Fanal zuzuhören. […] Ein faszinierendes Kapitel Zeitgeschichte, auch dank der Solisten, darunter Thomas Essl als unerschrockener Bergarbeiter Peter Loose und Jaco Venter als tapferer Antifaschist Hermann Fischer. Beobachtet werden sie alle von Christian Kleinschmidt […] Countertenor Etienne Walch sang ihn voll melancholischer Verzweiflung. Eine Uraufführung, der weitere Inszenierungen unbedingt zu wünschen sind.
Tiefe Schächte, ferne Utopien
Joachim Lange | Mitteldeutsche Zeitung | 29.09.2025
Diese Musik […] macht die Figuren und wird von ihnen gemacht […]. Vor dieser Musik muss sich nicht nur niemand fürchten, sie bietet neben den Zitaten auch einige verdeckte Bezüge. […] Für den neuen GMD der Robert-Schumann-Philharmonie Benjamin Reiners ein denkbarer Einstieg mit weit über Sachsen hinausgehender Strahlkraft. Dazu kommt ein fabelhaftes über zwanzigköpfiges Ensemble […] allesamt in Hochform […] Zum Gesamtkunstwerk wird das Ganze schließlich durch die kongeniale Inszenierung von Frank Hilbrich. Die bedrohlich grauen Wände sind der Rahmen für die über die ganze in Zeitlupe zelebrierte Szenenfolge, in der jede Person punktgenau charakterisiert wird. Der Clou sind die Einblicke in die Arbeit unter Tage: jeder Bergmann in seinem beklemmend engen Stollenabschnitt. Was Volker Thiele hier mit seiner Bühne beisteuert, überträgt sich fast körperlich. […] alles mit atemberaubender Genauigkeit aus der Musik inszeniert.
Als Stalin im Erzgebirge Uran fördern ließ
Michael Oehme | pizzicato.lu | 22.09.2025
Selten habe ich in der letzten Zeit ein so realistisches Musiktheater ohne jegliche ästhetische Spielereien auf einer Bühne erlebt und als gut befunden […] Gesungen wurde [die Rolle des Christian Kleinschmidt] von Etienne Walch hervorragend, deutlich in der Artikulation und Stimmkraft, wie auch die anderen Rollen[…]: Thomas Essl (Peter Loose) als glänzender Bariton, Marlen Biber als Ingrid, Menna Cazel als berührende, sehr feinsinnig singende Ruth und Jaco Venter als Hermann Fischer. Herausragend wie schon angedeutet Opern, Kinder- und Jugendchor der Theater Chemnitz (Einstudierung: Stefan Bilz), spielfreudig sowieso und äußerst prägnant, präzise und dem Thema angemessen stimmgewaltig. Mit seinem souveränen Dirigat, der perfekten Übereinstimmung zwischen Orchestergraben und Bühne lieferte [Benjamin Reiners] einen überzeugenden Einstand. Die Robert-Schumann-Philharmonie, die zum Schlussbeifall auf der Bühne präsent war, erhielt besonders laute Ovationen. Wieder einmal lohnt die Reise nach Chemnitz.
Jubel für den „Rummelplatz"
Christian Schmidt | Freie Presse | 22.09.2025
Volker Thiele hat für Regisseur Frank Hilbrich eine düstere Bühne gebaut, die sich genauso gut als Rummelplatz, Gerichtssaal und Krankenhaus eignet. Besonderen Reiz entwickelt […] das Zeitlupentempo, in dem sich die Protagonisten bewegen, um jede Regung auf ihre Authentizität zu prüfen. Die Wirkmacht groß angelegter Szenen wird auch durch die Musik Ludger Vollmers beglaubigt, […] Bestimmten Stimmungen ordnet er wiederkehrende Klangmotive zu, sodass die sowohl für Orchester als auch Sänger immens schwierige Partitur enorm abwechslungsreich bleibt und nur hin und wieder in Klischees abdriftet. Fabelhafte Künstlerpersönlichkeiten machen es ihm auch leicht: Fast ausnahmslos singt, spielt und tanzt die Solistenriege erstklassig, genauso wach agieren Kinder- und Opernchor. Mit Verve, Klangsinn und Energie hält Benjamin Reiners die Bühne ambitioniert mit der lustvoll spielenden Robert-Schumann-Philharmonie zusammen – kein leichtes Unterfangen bei den komplexen Rhythmen und teilweise wahnwitzigen Tempi. So erweist sich diese erste Premiere der Saison als einer Kulturhauptstadt würdig – und ist dabei irgendwie auch eine Huldigung an das Erzgebirge, seine Menschen und Wunden.
Aber wann fängt das Morgen an?
Mario Adolphsen | Chemnitzer Morgenpost | 22.09.2025
Komponist Ludger Vollmer treibt Opern- und Kinderchor (mit blauen Halstüchern), Solisten und Robert-Schumann-Philharmonie (geleitet von Benjamin Reiners) zu Höchstleistungen. Rauf und runter, große Intervallsprünge und chromatische Melodieläufe im Grenzbereich des Sing- und Spielbaren. Keine Lieder, sondern Leitmotive im Wagnerschen Sinne tragen das rasante Werk. […] Diesem Parforceritt setzt Regisseur Frank Hilbrich den größtmöglichen Kontrast gegenüber: Zweieinhalb Stunden lang wird auf der Bühne fast alles in Zeitlupe gespielt! Ein Experiment, das optisch beeindruckt, gerade in der ersten Hälfte bei langen Slow-Motion- Läufen[…] Dafür knallt es umso mehr, wenn dieses strenge formale Korsett nach der Pause immer wieder durchbrochen wird. Rummel in Schneeberg: Plötzlich tanzt die ganze Bühne. […] diese Uraufführung [wurde] stürmisch bejubelt und fast eine Viertelstunde lang beklatscht […]. Ein großer Erfolg und ein gelungenes Experiment, das im Gedächtnis bleiben wird.
Bergarbeiter-Oper "Rummelplatz" in Chemnitz uraufgeführt
Markus Gründig | Kulturfreak.de | 21.09.2025
Regisseur Frank Hilbrich konterkariert Ludger Vollmers temporeiche Anfangsmusik mit stoischer Ruhe. Die Figuren betreten die Bühne im Zeitlupentempo, was den Abend über auch so bleibt. Eilig haben es die Figuren bei ihm nie. Mitunter stehen sie auch frontal an der Rampe. […]. Vollmers Musik ist modern, bleibt aber tonal. Sein Wunsch, das Sujet Oper auch für junges Publikum attraktiv zu machen, wird bei der großen, von den Oberen als subversiv angesehenen, Tanzszene am deutlichsten, die vom Boogie-Woogie zu Club-Sounds führt. […]. Die Robert-Schumann-Philharmonie ist unter ihrem neuen Chefdirigenten Benjamin Reiners mit viel Energie dabei (wie er selber auch schon rein körperlich viel Einsatz zeigt).
Sachsen – mitreißende Uraufführung von Ludger Vollmers Oper „Rummelplatz“ in der Oper Chemnitz
Michaela Schabel | Schabel-kultur-blog.de | 22.09.2025
Hilbrich fokussiert auf den Spannungsbogen zwischen Hoffen und Scheitern, den das klug reduzierte Libretto und die extrem emotionale Komposition vorgeben. Exemplarisch leuchten in der Masse unterschiedliche Protagonisten auf, die voller Empathie und Respekt gezeichnet werden. Sie bewegen sich immer wieder in Zeitlupe, womit Hilbrich einen Gegenpol zur wuchtigen Dynamik der Musik schafft. […]. Unter der musikalischen Leitung von Benjamin Reiners kommt die Melodik und die motivsymbolische Emotionalität der Komposition bestens zur Wirkung. […] Durch Volker Thieles Bühnenbild gewinnt die Inszenierung einen mitreißenden Realismus. […] Manche Figuren überdimensioniert und bunt schrill konzipiert lassen effektvoll Autoritäten und unerfüllte Sehnsüchte aufeinanderprallen. Jede Szene überrascht. […] Ausgezeichnet sind die sängerischen Leistungen einschließlich des Chors […] Voller Wucht und Trotz agiert Thomas Essl als Peter Loose, der sich in die zarte Ingrid (Marlen Bieber) verliebt. Jaco Venter setzt als Obersteiger Hermann Fischer sängerisch Akzente, Maraike Schröter als eines der drei grellen Mädchen. Dem intellektuellen Kumpel Christian Kleinschmid, […], gibt Etienne Walch durch seinen fulminanten Countertenor intellektuelle Gelassenheit, […] Ruth, sehr temperamentvoll und leidenschaftlich von Elisabeth Dopheide interpretiert, […].