Prinzessinnendramen
"Der Tod und das Mädchen I-V"
Von Elfriede Jelinek
Prinzessin zu sein ist nicht leicht. Entweder trachtet einem eine eifersüchtige Stiefmutter nach dem Leben oder man piekst sich an einer Spindel und muss 100 Jahre schlafen. Wenn man Glück hat, kommt dann irgendwann ein patenter Prinz zum Wachküssen. In Jelineks Dramoletten melden sich sechs Prinzessinnen zu Wort und schlagen nicht nur den Gebrüdern Grimm ein Schnippchen. Schneewittchen irrt als Wahrheitssucherin durch den Wald und wünscht sich, sie hätte ihn vor lauter Bäumen nie gesehen. Dornröschen wird von Mr. Right wachgeküsst, erstarrt aber schnell wieder angesichts der bevorstehenden Paarung. Doch auch moderne Prinzessinnen erheben ihre Stimme wie z. B. Jackie, glamouröse Ex-First-Lady, nebst der Geliebten ihres Mannes, Marylin. Und zu guter Letzt feiern zwei Ikonen weiblichen Schreibens, Ingeborg und Sylvia, ein rituelles Schlachtfest.
"Indem die Frau nicht mehr gefällt, tut sie den ersten Schritt zu ihrer Freiwerdung. Ein Tritt gegen die Basis einer Pyramide aus stiller Gewalt", ist Elfriede Jelinek überzeugt. Fernab ausgetretener Opfer- und Täterpfade sind ihre Prinzessinnendramen eine Art Macht- und Mentalitätsgeschichte der Geschlechter, geschrieben mit schonungslosem Blick, unorthodox, bitterernst und entwaffnend selbstironisch.
In Kooperation mit dem Masterstudiengang Bühnenbild_Szenischer Raum der Technischen Universität Berlin
Mit freundlicher Unterstützung durch