Moby Dick
Nach dem Roman von Herman Melville
Bühnenfassung von Malte Kreutzfeldt
Auf der einen Seite steht der rachsüchtige, von Narben gezeichnete, einbeinige Mensch in Gestalt von Kapitän Ahab, auf der anderen Seite der geisterhafte Wal, jene Personifizierung der stummen und mächtigen Naturgewalt. Einmal sind sie sich begegnet, das ging für Ahab nicht gut aus. Und während das Schiff, die Pequod, noch ruhig im Hafen liegt und auf eine neue Besatzung wartet, schmiedet Ahab bereits gefährliche Pläne, um der Bestie zu Leibe zu rücken. Und was als gewöhnliche Walfangfahrt beginnt, wird unter der Herrschaft des besessenen Kapitäns zu einer Odyssee, in der es um nichts Geringeres als das Leben, den Tod und das gesamte Dasein einer Besatzung geht.
Herman Melvilles 1851 erschienener Roman ist längst zu einem modernen Mythos geworden. Inspiriert vom Alten Testament, den archaischen Stoffen eines William Shakespeares und den Geschehnissen seiner Epoche liefert Melville einen monströsen Roman, der bis heute ein gültiges Bild von der Verfassung einer Zivilisation zeigt. Einer Zivilisation, die im Vertrauen auf die menschliche Erfindungsgabe und die unbedingte Willenskraft beständig Gefahr läuft, Opfer der eigenen faschistoiden Hybris zu werden.
Stimmen
Ahab jagt den weißen Wal in Chemnitz
Sarah Hofmann | Freie Presse | 28.09.2025
Kreutzfeldts Lesart des umfassenden Romanstoffes ist zeitgemäß und trotz der Spieldauer von zweieinhalb Stunden kurzweilig. Er legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung der Matrosen, ihre Dynamik und das eskalierende Wesen Ahabs. […] Die Dialoge sind voller Tiefe, doch ebenso viel wird über das (Zusammen-) Spiel der Crew erzählt. Choreograf Gabriel Galindez Cruz entwickelte für die Matrosen tänzerische Szenen, die Arbeit, Gruppendynamik und den Umgang mit der Natur symbolisieren. Besonders eindrücklich: eine Szene nach dem Fang eines Wals. […] Viele Fragen, die das Stück aufwirft, sind heute aktueller denn je: nach Männlichkeit, Freiheit, Kameradschaft, aber auch nach Hierarchien und Unterwerfung. Moby Dick lässt politische Lesarten zu, ohne sie explizit zu benennen