Kochen mit Elvis
Schwarze Komödie von Lee Hall
Aus dem Englischen von Michael Raab
Ein Image und ein Mensch sind zweierlei. (Elvis Presley)
Der Geruch von Zigaretten und billigem Whiskey liegt in der Luft. Der Vater war Elvis-Imitator in der Provinz. Dann ein Autounfall. Seitdem sitzt der „King“ querschnittsgelähmt und sprachunfähig im Rollstuhl. Die Mutter ist mit der Situation völlig überfordert, schließlich will sie noch etwas haben von ihrem Leben. Und da hilft nur der Alkohol. Die Tochter hingegen hat seit dem Unfall des Vaters endlich ihre Bestimmung gefunden: das Kochen und das Essen – in beidem ist sie wirklich gut. Und während die Tochter am liebsten isst und die Mutter am liebsten kotzt, zieht Stuart, ein junger Mann, bei der Familie ein. Die Mutter hat ihn angeschleppt, schließlich will sie noch etwas haben vom Leben. Fortan wird gegessen, gekotzt, gestritten, gefickt und geweint. Und hin und wieder steht Elvis auf und erzählt singend von der Schwierigkeit, der „King“ zu sein.
Kochen mit Elvis ist schwarzer Humor pur. Das Stück erzählt spielerisch und mit großer Sinnlichkeit etwas über die Unordentlichkeit menschlicher Trauer und dem Hunger nach Leben. Frech und direkt hinterfragt Lee Hall unsere Schönheitsideale, erzählt von der Schwierigkeit, mit Traumata umzugehen und von unser aller Sehnsucht nach Liebe. Und er macht einen großen Mythos des vergangenen Jahrhunderts auf besondere Weise noch einmal lebendig: den „King“ Elvis Presley.
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Maurice Querner | Freie Presse | 28.11.2022