Kaleidoskop
Vierteiliger Ballettabend
"Vertikale Spiele" von Fabrice Guillot, "Constellation Septem" von Yvruk, "Here We Stand" von Tú Hoàng und "Dreamwave" von Andonis Foniadakis
Vier Choreografen aus Europa und Asien an einem Abend: Mit dem Franzosen Fabrice Guillot bekommt die Bühne neue Dimensionen – als High-Level-Kletterer misst er den Raum neu aus und schenkt dem zeitgenössischen Tanz ein atemberaubendes Bewegungsspektrum. Yuri Zhukov, aus St. Petersburg stammend und einst Solist am Kirov und San Francisco Ballet, gründete 2008 das Zhukov Dance Theatre, wo seither mehrere Werke unter dem Label Yvruk entstanden. Mit Tú Hoàng, geboren in Vietnam, präsentiert der Gewinner der International Choreographic Competition Hannover 2023 seine ganz eigene Vision für Tanz, die ihm schon mehrfachen Erfolg einbrachte. Der griechische Choreograf Andonis Foniadakis entwickelte seine ganz eigene Tanztechnik, die ihm weltweite Gastverträge an renommierten Häusern und mehrere Choreografie-Preise einbrachte. In Chemnitz stellte er sich bereits in Wellen.Flimmern vor.
Fabrice Guillot gastierte mit seiner Compagnie Retouramont schon mehrfach in Chemnitz zum Internationalen Festival TANZ | MODERNE | TANZ. In Vertikale Spiele erforscht er nun mit dem Ballett Chemnitz „einige neue Techniken rund um die vertikale Achse", wie er selbst sagt und gibt dem Tanzraum eine weitere Dimension: die Höhe. Am und mit dem Seil entsteht so ein ungewohnter Bewegungskanon und zugleich ein Spiel mit der Überwindung der Schwerkraft.
Septem, ein griechisches Wort für sieben, weist auf die Anzahl der Tänzerinnen und Tänzer hin, für die das Stück Constellation Septem kreiert ist. Dabei spielt der Choreograf Yvruk mit den individuellen Fähigkeiten und ganz persönlichen technischen Exzellenzen jeder und jedes Einzelnen, die im Fluss der Emotionen als Momente der Schönheit vorbeiziehen.
Tú Hoàng nimmt mit seiner Arbeit Here We Stand die Spannung zwischen Struktur und Chaos, Tradition und Innovation in den Fokus. Während die disziplinierte Technik des Balletts die historische Grundlage des Tanzes repräsentiert, liefert Techno einen von Freiheit und Spontaneität des modernen digitalen Zeitalters inspirierten Klangteppich. So bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer in einem vielschichtigen Spannungsfeld zwischen Eleganz und Rebellion, Ordnung und Loslassen.
Von der ätherischen Klangwelt der Cocteau Twins inspiriert, kreiert Andonis Foniadakis mit dem Ballett Chemnitz ein sehr persönliches Werk. Mit der Arbeit Dreamwave, so beschreibt er selbst, „gebe ich mich der schieren Schönheit und dem eindringlichen Vergnügen der Musik hin und versuche, die atmosphärischen, traumartigen Empfindungen einzufangen, die mein Herz und meine Seele erfüllen, wenn ich sie höre.“ Und so viel sei verraten: Dies ist ein rasantes Vergnügen.
Stimmen
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Katharina Leuoth | Freie Presse | 20.09.2024
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