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ZUM LETZTEN MAL

Die zwölf Geschworenen

Gerichtsdrama in drei Akten von Reginald Rose
Aus dem Englischen von Horst Budjuhn

04.
Apr
Dienstag
 
 

Die Gerichtsverhandlung ist vorüber. Beweisführung und Zeugenbefragungen sind abgeschlossen, die Schlussplädoyers gehalten. Nun ziehen sich die zwölf Geschworenen zurück, um das Urteil zu fällen: Schuldig oder nicht schuldig?

Mit dieser Frage entscheiden sie über das Leben eines jungen Mannes. Er ist des Mordes an seinem Vater angeklagt, den er mit einem Messer erstochen haben soll. Alle Indizien scheinen gegen ihn zu sprechen, zwei Zeugenaussagen bestätigen seine Schuld, die Beweislage ist erdrückend. Doch Geschworener Nr. 8 hat Zweifel. Oder zumindest ein Gefühl. – Aber was heißt das schon? Und reicht das, um ein Urteil abzuwenden, welches andere längst gefällt haben? Zumindest forciert er, dass um den Schuldspruch noch einmal ehrlich diskutiert wird, denn die Entscheidung für das Urteil muss einstimmig getroffen werden. Eingeschlossen im Konferenzraum entspinnt sich schließlich ein erbitterter und hitziger Kampf um Wahrheiten und Argumente, persönliche Ideale, Lebenseinstellungen und Vorurteile.

Reginald Rose (1920–2002) arbeitete als Drehbuch- und Theaterautor. Mit seinen sozialpolitischen Themensetzungen prägte er insbesondere die frühen Jahre des US-amerikanischen Fernsehspiels. 1954 schrieb er Die zwölf Geschworenen (Twelve Angry Men) und verarbeitete darin seine Erfahrungen in einer Geschworenenjury. Die Filmadaption in der Regie von Sidney Lumet kam 1957 in die Kinos, war für drei Oscars nominiert und wurde im selben Jahr u. a. mit dem Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet. Zahlreiche weitere Verfilmungen und Übersetzungen folgten. – Auch wenn es die Geschworenengerichte im deutschen Rechtssystem nicht mehr gibt, so stellt das Stück doch eine interessante Versuchsanordnung dar: Was wäre wenn? Kann ein Laie dieser Rolle gerecht werden? Von welchen Eindrücken, Vorurteilen und Bildern lassen wir uns leiten? Und aus welchen individuellen Motiven heraus treffen wir unsere Entscheidungen? So steht an diesem Abend nicht zuletzt auch unser eigenes Verhalten in meinungsstarken Gruppenkonstellationen zur Disposition.

 
04.
Apr
Dienstag
 
 
Dauer
1 h 50 min
Spielpause
keine Pause
Altersempfehlung
ab 14 Jahren
Premiere
21.09.2019
Wiederaufnahme
03.11.2022
 

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Stimmen

Andreas Herrmann | Dresdner Neueste Nachrichten | 25.09.2019

(…) Schauspieldirektor Carsten Knödler zeichnet (…) sichtlich Typen, aber gönnt auch den vermeintlich Schwächeren beeindruckende Monologe, meist in Zweifel oder Streit – so sehr sensibel von Andreas Manz-Kozár als Nr. 2 vorgetragen. Mit Susanne Stein, Christine Gabsch und Andrea Zwicky besetzt er zudem drei kluge Figuren mit Frauen, während Christian Ruth und Wolfgang Adam furios die gesellschaftlichen Widerparts geben und Alexander Ganz als Werbetexter ein solides Debüt gelingt.
Als Bühnenbildner hat Frank Hänig wieder eine neue Idee, die der ‚Chemnitzer Ecke‘, einer baulichen Asymmetrie (…), gerecht wird. Dort ist der Waschraum, mit Glasfliesen vom halbrunden Verhandlungsraum abgetrennt. Dessen Form wird aufgenommen von den drei zusammengesetzten Holztischen (…), während die vierte Wand zum Zuschauerraum oft spielerisch als (…) Fenster in die Ferne der Außenwelt genutzt wird.
Das alles bleibt weitestgehend zeitlos, während die Kostüme von Teresa Monfared absolute Heutigkeit widerspiegeln und, so man es gedanklich zulässt und ob der Wortspannung schafft, durchaus die Charaktere unterstreichen.
Wie schon mit Ibsens ‚Ein Volksfeind‘ (…) und ‚Adams Äpfel‘ (…) hebt der Schauspieldirektor geschickt einen weiteren Klassiker als Stück zur Lage von Stadt wie Nation in den Spielplan, der es nicht nötig hat, plakativ mit dem Rohrzeigestock zu agieren und dem unterkomplexen Zeitgeist der lauten Ränder zu huldigen. Das hiesige Publikum, mit genügend Hirn zwischen den Ohren und der Ambivalenz öffentlicher Wahrnehmung nach dem Messertotschlag beim Stadtfest in Erinnerung wie Knochen, weiß es zu würdigen: Bei der nach kurzer Schockstille lautstark gefeierten Premiere war außerdem eine außergewöhnlich hohe Intendantendichte zu beobachten.
Allesamt sahen eine runde Ensembleleistung, wobei neben Glodde, Adam, Ruth sowie den drei Damen auch Marko Dyrlich mit körperlicher Präsenz und sprachlicher Genauigkeit selbst im Exzesszustand hervorsticht. Der Bautzener des Jahrgangs 1975 spielt als Gast den Geschworenen Nr. 3 (,,,), der aufgrund seiner harten Haltung erst beim Schlussmonolog Rührung hervorruft – das aber final restlos überzeugend.
 

Matthias Zwarg | Freie Presse | 24.09.2019

Die Premiere der ‚Zwölf Geschworenen‘ am Schauspielhaus Chemnitz wird zum beeindruckenden Plädoyer für Menschlichkeit und Dialog. (…)
‚Ich weiß es nicht.‘ Mit diesem schlichten Satz von ‚Nr. 8‘ - die zwölf Geschworenen tragen in dem gleichnamigen Stück von Reginald Rose Nummern - beginnt ein bis zur letzten Minute spannendes Kammerspiel über Schuld und Unschuld, Zweifel und Gewissheit, Verantwortung und Vorurteile.
Obwohl die Geschichte bekannt ist - unvergessen der großartige Film von Sidney Lumet aus dem Jahr 1957 - gelingt es Regisseur Carsten Knödler, die deutsche Bühnenfassung von Horst Budjuhn mit einigen aktuellen Bezügen so beklemmend dicht zu inszenieren, dass die Zuschauer der ausverkauften Premiere am Samstagabend nie sicher sein konnten, ob die Handlung wirklich den erwarteten Verlauf nimmt. Im passend schlichten, dumpfen Bühnenbild von Frank Hänig und Alltagskleidung (Kostüme: Teresa Monfared), die den Charakter der Handelnden unterstreicht, agieren die zwölf Geschworenen so überzeugend, dass man als Zuschauer bisweilen selbst eingreifen möchte.
Nr. 1, René Schmidt, ist Sprecher und Obmann, lässt sich anfangs genervt, später souverän darauf ein, dass der Fall wenigstens noch einmal diskutiert wird, bevor man einen 19-Jährigen im Fall des Schuldspruchs auf den elektrischen Stuhl schickt. Nr. 2, Andreas Manz-Kozár, entdeckt nach und nach seine Menschlichkeit. Nr. 3, Marko Dyrlich, spielt überragend einen aufbrausenden, groben Mann, der lange keine Zweifel an der Schuld des Angeklagten zulässt, bis sich herausstellt, dass er die Probleme mit seinem eigenen Sohn auf den Fall projiziert. Nr. 4, Susanne Stein, eine sachliche Dame, die nicht mal am ‚heißesten Tag des Jahres‘ schwitzt und ihre Meinung konsequent vertritt - auch dann, wenn sie sie ändert und schließlich auch zu ‚begründetem Zweifel‘ gelangt. Nr. 5, Wolfgang Adam, selbst in Slums groß geworden, reagiert empört auf Vorurteile den Benachteiligten der Gesellschaft gegenüber und entdeckt zaghaft seinen Mut wieder. Nr. 6, Konstantin Weber, ein einfacher Arbeiter, der sich für das Geschworenenamt einen Anzug verordnet hat und klare moralische Grundsätze vertritt, sodass er auch andere Meinungen zulassen kann. Nr. 7, Martin Esser, herausragend als frecher, oberflächlicher, unhöflicher Marmeladenvertreter, dem man manchmal den Mund verbieten möchte, der vor allem pünktlich zum abendlichen Fußballspiel will und deshalb seine Meinung ändert. Nr. 8, Dirk Glodde, der ruhige, nachdenkliche Architekt, begründet souverän, warum die Freiheit auf dem ‚Recht zu zweifeln‘ beruht. Das er auch dann befürwortet, wenn der Angeklagte ein ‚Rechtsradikaler‘ wäre. Nr. 9, Christine Gabsch, schließt sich ihm mit der Würde des Alters an und trägt mit einer Beobachtung entscheidend zu einer Wende bei. Nr. 10, Christian Ruth, ein aufbrausender Rassist voller Vorurteile, für den der Angeklagte schon wegen seiner Herkunft schuldig ist - hervorragend gespielt. Nr. 11, Andrea Zwicky, Geschworene mit ‚Migrationshintergrund‘, weiß ein differenziertes Rechtssystem zu schätzen. Verständlich ihre Wut auf Nr. 12, Alexander Ganz, einen opportunistischen, flapsigen Werbefachmann, der als Einziger seine Meinung dreimal ändert.Die Geschworenen Werbefachmann, der als Einziger seine Meinung dreimal ändert.
Die Geschworenen spiegeln die Gesellschaft, und sie spielen überzeugend, wie man trotz unterschiedlicher Lebensgeschichten, Herkünfte, Ansichten, Interessen miteinander reden kann. (…) Insgesamt eine großartige, zeitgemäße Inszenierung, die den langen Schlussapplaus verdient hatte.

 

V. Winkel | Morgenpost Chemnitz | 23.09.2019

‚Die zwölf Geschworenen‘ (…) bietet einen fesselnden Theaterabend mit großartigen Schauspielern. (…) Alles scheint klar, nur ein Geschworener hat Zweifel.
Dargestellt wird der Geschworene von Dirk Glodde. Mit seiner überlegten Art und klugen Nachfragen kann er nicht nur seine ‚Kollegen‘ zum Umdenken bewegen, sondern auch das Publikum für sich einnehmen. (…)
Regisseur Carsten Knödler inszeniert das zweistündige Stück ohne Pause. Die braucht es auch nicht, sie hätte nur gestört. Das Publikum wird direkt hineingeworfen in eine fesselnde Debatte, die in dem kargen Raum entbrennt. Es geht emotional zu, die Nerven liegen blank. Es gibt aber auch ruhige Momente. Die moralische Debatte findet ohne erhobenen Zeigefinger statt und fasziniert dadurch umso mehr. Das hat auch das Publikum so gesehen und feierte am Ende Darsteller und Inszenierungsteam. (…)
 

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