Lenin ist tot, Stalin ist tot, und mir gehts auch nicht gut. (Sergej)
Die Besitzer einer Moskauer Luxuswohnung kommen in den Wirren der 1980er Jahre gewaltsam zu Tode, ihre Tochter Tanja flieht nach New York ins Exil und die ehemaligen Angestellten richten es sich in der Wohnung ein – unter ihnen Tanjas große Liebe Dima.
Die neuen Bewohner verkaufen in den schlimmen Jahren nach der Perestroika alles Mobiliar für das Lebensnotwendige und schlagen sich irgendwie durch. Doch zehn Jahre später kündigt sich urplötzlich Besuch aus Amerika an: Tanja. Mit ihr wird die Angst der Bewohner, aus der Wohnung geworfen zu werden, real. Als Tanja im Schlangenledermantel und in grellen Markenturnschuhen in der Tür steht, prallen zwei Welten aufeinander: Die Daheimgebliebenen auf die Verheißung des strahlenden Westens in Gestalt der Bonzentochter. Doch Tanja ist in New York gestrandet und hofft in der Wohnung der Eltern ihre innerste Heimat wiederzufinden – vor allem aber Dima. In den Kindertagen, als die Gesellschaft noch heil und die Heimat vertraut waren, träumte sie davon, im weißen Ballkleid zu seiner Musik zu tanzen. Jetzt gibt es keinen Tanz mehr, nur noch eine unendliche Sehnsucht im Herzen, denn an eine Heimkehr ist ohne wirklichen Neuanfang nicht zu denken. Was aber, wenn alles irgendwie zu spät ist und die Schwerkraft im Herzen zu stark?
Der russische Dramatiker und Regisseur Nikolaj Koljada – geschult durch den subtilen Humor Tschechows – umspielt die Illusionen und Ängste vor einer notwendigen Veränderung. Jede tiefe Krise – sei sie politischer, gesundheitlicher, beruflicher, persönlicher oder sozialer Natur – fordert Menschen heraus, ihr Leben und Handeln in Frage zu stellen, Vertrautes gegebenenfalls schmerzvoll zurückzulassen und sich für Neues zu öffnen. Andernfalls droht Erstarrung und die Vergangenheit verklärt sich in Illusionen. In diesem Sinne reflektiert der renommierte italienische Regisseur Paolo Magelli persönliche Erfahrungen nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, welcher mit dem Niedergang alternativer gesellschaftlicher Ideen zugunsten der alles beherrschenden neoliberalen kapitalistischen Ökonomie verbunden war. Zugleich misst er poetisch die innere Heimat seiner Figuren aus, einer Heimat voll mit brüchigen Hoffnungen aus einer alten Zeit.