Die Freiheit einer Frau
Nach dem Roman "Combats et metamorphoses d’une femme" von Édouard Louis
Bühnenfassung von Kathrin Brune
Monique Bellegueule ist 50 Jahre alt, als sie ihren Sohn Édouard anruft und sagt: „Ich hab es getan.“ Zu diesem Zeitpunkt hat sie bereits ein Leben hinter sich, anhand dessen wir nachspüren können, was dieser Schritt für diese Frau bedeutet. Mit sechzehn verließ Monique die Schule, weil sie schwanger war. Mit 23 hat sie zwei Kinder, keine Ausbildung und eine gescheiterte Ehe hinter sich. Sie heiratet erneut, bekommt drei weitere Kinder. Doch besser wird es nicht: zu viel Gewalt, zu viel Alkohol, zu viele Demütigungen. Und dann – die Metamorphose mit 50. Édouard und Monique treffen sich in einem Pariser Café und der Sohn, der sich immer für seine Mutter geschämt hat, erkennt sie kaum wieder: Sie strahlt und ist voller Lebensenergie.
Wir, die wir selbstbestimmt leben, können uns heute selbstbewusst für die Emanzipation einsetzen. Aber es sind Frauen wie Monique Bellegueule, die mit großer Kraftanstrengung und ohne erlerntes Rüstzeug diesen Weg gegangen sind. Und so ist Édouard Louis‘ Text eine schonungslose und zugleich liebevolle Hommage an die eigene Mutter und ihre Generation.
Stimmen
Raus aus dem beschissenen Leben
Maurice Querner | Freie Presse | 9.03.2024