Ich lade gern mir Gäste ein – das Lied des Prinzen Orlofsky aus der Operette Die Fledermaus von Johann Strauß steht als Motto über der Operettengala, die am 31. Oktober ihre Premiere im Opernhaus erleben wird. Neben weiteren Ausschnitten aus diesem Meisterwerk erklingen Highlights aus beliebten und bekannten Operetten von Franz Lehár, Jacques Offenbach, Carl Millöcker und Emmerich Kálmán, dargeboten von Solistinnen und Solisten sowie Gästen der Oper Chemnitz und der Robert-Schumann-Philharmonie unter der Leitung ihres neuen 1. Kapellmeisters Diego Martin-Etxebarria.
Zu den zahlreichen Gästen von Prinz Orlofsky, gesungen von Sophia Maeno, gehört der Tenor Reto Rosin, der von Zwei Märchenaugen schwärmt und dabei vielleicht die Sopranistin Daniela Köhler im Auge hat, die mit dem feurigen Csárdás der Rosalinde aus der Fledermaus der Gala gleich zu Beginn ordentlich Schwung geben wird. Während Maraike Schröter zu Lehárs Musik verheißungsvoll von ihren „Lippen, die küssen so heiß“ singt, scheint der Bariton Felix Rohleder, seit Beginn der Spielzeit Mitglied im neugegründeten Opernstudio der Oper Chemnitz, mit seinen Küssen eher negative Erfahrungen gemacht zu haben, was er in Oberst Ollendorfs Hit „Ach, ich hab‘ sie ja nur auf die Schulter geküsst“ aus Millöckers Bettelstudent ausführlich darlegt. Da ist es gut, wenn man gutgelaunte Tenorkollegen als Ratgeber hat, die in Punkto Überlebensstrategie Nachhilfe erteilen können. So rät James Edgar Knight: „Immer nur lächeln“ und Thomas Kiechle verkündet: „Freunde, das Leben ist lebenswert!“ – kein Wunder, hat letzterer doch gerade Sopranistin Marie Hänsel mit „Sieh dort diesen kleinen Pavillon“ zu einem Stelldichein eingeladen – wohlgemerkt, nachdem sie sich zunächst mit Sophia Maeno als züchtige Klosterschülerin ausgegeben und obendrein noch behauptet hat, die „Unschuld vom Lande“ zu sein. Da kann man mit Franz Lehár nur feststellen: „Ja, das Studium der Weiber ist schwer!“ Andreas Beinhauer hat für solche Fälle sein eigenes Rezept: „Da geh‘ ich zu Maxim“, zitiert er aus Lehárs Operette Die lustige Witwe. Natürlich hält er sich wie das gesamte Ensemble an die aktuellen Hygienevorgaben, die schon Johann Strauß gekannt zu haben scheint: „Alle maskiert!“ hieß es schon Ende des 19. Jahrhunderts in seiner Operette Eine Nacht in Venedig.